Refugio München 2022 – Der Krieg ganz nah
Unser Jahresbericht gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über unsere Arbeit und die verschiedenen Arbeitsbereiche sowie Projekte des letzten Jahres.
Liebe Freundinnen und Freunde von Refugio München, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
die Europäische Union hat die Idee wieder belebt, dass Asylverfahren an den Außengrenzen der EU stattfinden sollen. Wir sind fassungslos und auch etwas ratlos, warum dieser Vorschlag von der Innenministerin Faeser unterstützt wird.
Seit zwei Jahren führen wir in der Erstaufnahmeeinrichtung in München ein Früherkennungsprojekt für besonders schutzbedürftige Geflüchtete durch. Dabei identifizieren wir mit hoher Feinfühligkeit, Sachverstand und Erfahrung Menschen, die in Gefängnissen gefoltert wurden, die Opfer von Menschenhandel wurden oder die mit ansehen mussten, wie ihre Liebsten ermordet wurden. Wir kommunizieren an Behörden die besonderen Bedarfe dieser Menschen, damit sie zur Ruhe kommen können und ein faires Asylverfahren bekommen. Es ist eine große Herausforderung, dass wir als unabhängige Facheinrichtung mit Behörden zusammenarbeiten und zusammenfinden. Dies gelingt uns auf Grund der langjährigen Kooperation und vieler Gespräche zur Vertrauensbildung.
Es ist nicht vorstellbar, wie dies an den EU-Außengrenzen stattfinden soll! Wir erleben jetzt schon, dass Geflüchtete in Italien und Griechenland auf der Straße leben müssen. Dass Geflüchtete aus ungarischem oder litauischem Staatsgebiet ohne Verfahren wieder abgeschoben werden. Und von den EU-Außengrenzen werden immer wieder massive Menschenrechtsverletzungen gemeldet.
Schon die aktuelle Situation zeigt, dass alle hehren Vorsätze in der Praxis nicht eingehalten werden, wenn eine kritische Zivilgesellschaft keinen Einblick und Einfluss mehr bei solchen Verfahren haben wird. Wer soll garantieren und sicherstellen, dass Verfahren an den EU-Außengrenzen fair und gerecht ablaufen? Wer soll die wichtige Früherkennung besonders Schutzbedürftiger durchführen?
Die richtige Diskussion dreht sich nicht um das Hochziehen von Zäunen an den EU-Grenzen. Die richtige Diskussion dreht sich um die Unterstützung von Menschen, die bei uns Schutz finden! 2022 erhielten über 70% aller Asylsuchenden, über deren Asylantrag entschieden wurde, einen Schutzstatus! Es muss darum gehen, wie sie ein lebendiger, gestaltender Teil unserer Gesellschaft werden und sich einbringen können!
Dieser Jahresbericht von Refugio München ist eine Antwort darauf, er zeigt, wie die Menschen ihre schlimmen Erfahrungen hinter sich lassen können. Und wie sie ihre und unsere Zukunft in unserem gemeinsamen Land gut gestalten können.
Viel Freude beim Lesen wünschen Ihnen
Annette Hartmann und Jürgen Soyer
Geschäftsführung von Refugio München
Hier finden Sie einige Artikel aus dem Jahresbericht 2022: