Die Geschichte der Familie Amal zeigt eindrücklich, wie wirkungsvoll die Angebote von Refugio München ineinandergreifen. Von Therapieplätzen über ehrenamtliches Mentoring bis hin zu Elterntraining hat jede Unterstützung dazu beigetragen, dass die Familie in München wieder Kraft und eine Perspektive gefunden hat.
aufgezeichnet von Heike Martin
Der Vater erzählt:
Als wir endlich in Deutschland ankamen, war ich voller Hoffnung – und doch am Ende meiner Kräfte. Wir sind aus dem Kongo geflohen, vor dem Krieg, vor Gewalt, vor Verfolgung. Immer wieder mussten wir von einem Ort zum nächsten, aber überall haben uns ethnische Konflikte eingeholt – im Kongo, in Ruanda, in Tansania, Malawi oder Mosambik. Überall gab es Menschen, die uns bedroht, vertrieben, verletzt haben. Wir haben so viel Gewalt erlebt. Irgendwann blieb nur noch Europa. Deutschland war unsere letzte Chance.
Als wir in München angekommen sind, war meine Frau schwer krank, gezeichnet von den Jahren der Flucht und der Gewalt, die sie erlebt hatte. Direkt nach unserer Ankunft musste sie in eine Klinik. Ich hatte große Angst um sie – und um unsere Kinder.
Refugio München war für uns der Wendepunkt zum Besseren. Zuerst für meine Frau: Sie bekam einen Therapieplatz. Es war nicht leicht, und es ging ihr nicht sofort besser. Aber nach einigen Terminen habe ich gesehen, wie sich etwas veränderte: Sie konnte wieder schlafen. Früher konnte sie nachts nicht schlafen und hat stattdessen stundenlang geputzt, ohne Ruhe zu finden.
Auch mein Sohn bekam später einen Platz in der Kindertherapie. Er war erst neun Jahre alt, aber er hatte schon so viel Schreckliches gesehen und erlebt – auf der Flucht und leider auch in Deutschland in der Unterkunft. In der Schule war er aggressiv, konnte sich nicht konzentrieren, die Lehrerin war überfordert mit ihm und dann hat er auch noch Rassismus erlebt. Wir waren alle verzweifelt. Doch bei Refugio München trafen wir Menschen, die uns glaubten, die uns ernst nahmen und an unserer Seite standen. Das hat uns getragen. Heute geht es meinem Sohn deutlich besser. Die Schule hat er dann auch wechseln können, das war für ihn zusammen mit der Therapie ein Neustart.
Ich selbst bekam Unterstützung im Asylverfahren – ohne Refugio hätte ich nicht beweisen können, dass meine Frau und ich Folter überlebt haben.
Auch als Eltern haben wir viel gelernt. Das muttersprachliche Elterntraining hat uns geholfen zu verstehen, was Schule und Kindergarten hier in Deutschland von uns erwarten. Wir wollten uns immer möglichst unauffällig verhalten, aber das hat die Kinder spüren lassen, dass wir unsicher waren. Jetzt setzen wir Grenzen – und merken, dass es den Kindern guttut.
Besonders stolz bin ich auf meine ältere Tochter. In der Schule hatte sie große Probleme. Ihre Lehrerin sagte immer: „Sie ist klug, aber irgendetwas blockiert sie.“ Dann bekam sie Nachhilfe von einer Ehrenamtlichen im Welcome-Projekt von Refugio München. Gemeinsam haben sie in der Bibliothek gelernt, diese Unterstützung war genau das Richtige und hat ihr gutgetan. So hat meine Tochter einen richtig guten Quali geschafft! Jetzt besucht sie die Realschule und möchte später auf die FOS gehen, um in einem medizinischen Beruf zu arbeiten. Ich habe ihr gesagt: „Wenn du gute Noten hast, kannst du alles erreichen.“ Und ich glaube daran.
Auch für mich hat sich eine Tür geöffnet: Ich mache eine Ausbildung zum Pflegefachmann. In meiner Heimat hatte ich schon begonnen, Medizin zu studieren. Der Beruf passt zu mir – ich helfe gern Menschen. Und weil ich viele Sprachen spreche, kann ich das besonders gut. Ich sehe, wie erleichtert Menschen sind, wenn sie jemanden haben, mit dem sie sich wirklich verständigen können.
Natürlich ist immer noch nicht alles einfach. Wir warten auf unseren Aufenthaltstitel – diese Unsicherheit ist wie ein Schatten, der über allem liegt. Aber trotzdem blicken wir nach vorn. Wir können das, weil wir nicht mehr allein sind.
Refugio gibt uns Hoffnung. Meine Frau sagt oft:
„Hier habe ich gelernt, wieder zu leben.“
Und genau das spüre ich auch.

