„Ein faires Asylverfahren ist so wichtig!“

Asylverfahrensberatung
Jahresbericht 2024

Das Asylverfahren ist für Geflüchtete oft der entscheidende Schritt für ihre Zukunft – doch gerade in dieser existenziellen Situation stehen sie einem komplexen und von juristischer Sprache geprägten Prozess gegenüber.

 

Wer sich mit dem Asylverfahren auskennt, der weiß: Kaum ein Verwaltungsverfahren ist so existentiell wichtig für Schutzsuchende, denn es geht um ihren Aufenthalt in Deutschland. Doch das Verfahren ist kompliziert und voller juristischer Regelungen. Und es ist auf deutsch, besser in Juristendeutsch. Egal ob traumatisiert, voller Angst, erschöpft von der Flucht – ab Tag eins in Deutschland gelten die Regeln des Asylverfahrens. Ob die Person diese Regelungen nun erfassen kann oder nicht.

Völlig zu Recht schreibt deshalb die Aufnahmerichtlinie der EU vor, dass es eine kostenlose Beratung der Geflüchteten zum Asylverfahren geben muss. Seit 2023 bieten wir von Refugio München eine Asylverfahrensberatung (AVB) in der Kurzaufnahmeeinrichtung für neu angekommene Geflüchtete in München an. Ein großer Teil ist über das Bundesinnenministerium finanziert, einen gehörigen Anteil müssen wir aber über Spenden selbst finanzieren.

Warum bietet Refugio München eine solche Beratung zum Asylverfahren an? „Ein faires Asylverfahren ist so wichtig!“, sagt Tobias Vorburg, der zusammen mit seinen Kolleginnen Kathrin Hien und Lena Pschiuk diese Beratung anbietet. Und weiter führt er aus: „Manche können so kurz nach ihrer Ankunft kein Wort über ihre Erlebnisse berichten. Manche sind psychisch so belastet. Sie müssen das Asylverfahren gut verstehen, damit sie wissen: es ist wichtig, dass ich darüber bei den Behörden spreche.“

Besonders stark belastete Menschen begleiten die Berater*innen in der Anhörung beim Bundesamt für ihr Asyl. „Damit sie wenigstens fünf Sätze über ihre Folter sprechen können“, ergänzt Kathrin Hien. „Manche Anhörer*innen vom Bundesamt sind uns dankbar dafür.“

Die Asylverfahrensberatung arbeitet eng mit unserem Früherkennungsprojekt SoulCare in der Erstaufnahmeeinrichtung zusammen, damit dem Bundesamt vorab Hinweise auf besondere Bedarfe in der Anhörung gegeben werden. „Auf diese Weise laufen die Verfahren oft viel besser“, berichtet Tobias Vorburg. „Die Menschen verstehen den Prozess besser und können ihre Rechte wahrnehmen und ihre Verpflichtungen erfüllen.“