Refugio Kunstwerkstatt
Jahresbericht 2024
Auch im Jahr 2024 war die Refugio Kunstwerkstatt ein Ort des kreativen Austauschs, des Miteinanders und des Vertrauens. Besonders die vielen Kooperationen, die gemeinsamen Aktionen im Stadtraum und die große Beteiligung unserer Teilnehmer*innen haben dieses Jahr zu einem besonderen gemacht.
Rund 1.100 Kinder und Jugendliche konnten 2024 in der Refugio Kunstwerkstatt einen sicheren Ort finden. Ein Ort des Zusammenhalts und der kreativen Verarbeitung ihrer Erlebnisse in der Vergangenheit, aber auch der Belastungen eines schwierigen Alltags junger Menschen mit Fluchterfahrung. Die Refugio Kunstwerkstatt bietet in Unterkünften kunstpädagogische Gruppen für geflüchtete Kinder an. Dazu kommen Gruppen für Jugendliche, die in unseren eigenen Räumen im Kunstlabor2 stattfinden. Hier ein paar Highlights der vielfältigen Angebote in 2024:

Ferienworkshops
Während Ferienzeit für viele Familien bedeutet, das Weite zu suchen und ihren Alltag hinter sich zu lassen, gibt es einige Familien, für die diese Zeit besonders herausfordernd ist. Sei es aus finanzieller Notlage, fehlender Struktur und Vernetzung, aufgrund der prekären Lebenssituation oder aus einer Antriebslosigkeit, die so oft auf Depressionen zurückzuführen ist – Familien mit Fluchterfahrung erleben in den Schulferien häufig das Gegenteil von Erholung.
Um dem entgegenzuwirken, bieten wir in den Schulferien zahlreiche Workshops für Kinder und Jugendliche (ca. 7–27 Jahre) an. Diese Programme sind ein wichtiger Baustein unserer Arbeit, was sich auch an der großen Nachfrage zeigt: Rund 340 Kinder nahmen teil. Wir erreichen sie über unsere Kunstgruppen in Unterkünften, Kolleg*innen aus dem Refugio Behandlungszentrum sowie soziale Träger, die unser Programm weitergeben.
Ein besonderes Highlight war der Schal-Design-Workshop mit der Künstlerin Naho Matsuda. Jedes Kind gestaltete seinen eigenen Schal – vom Entwurf bis zur Umsetzung. Die Motive wurden digitalisiert und von einer Manufaktur produziert. Die fertigen Unikate wurden im Rahmen einer Ausstellung im n.n. space übergeben – tragbare Kunstwerke, die nicht nur Freude, sondern auch Selbstbewusstsein schenkten.

Generalsynode VELKD in Würzburg
2024 wurden wir eingeladen, Arbeiten aus unseren Kunstgruppen bei der 13. Generalsynode der evangelischen Kirche in Deutschland in Würzburg zu präsentieren. Eine kleine Ausstellung mit fünf Exponaten wurde im Foyer gezeigt. Vertreter*innen evangelischer Gemeinden aus ganz Deutschland informierten sich über unsere Arbeit. Beim Eröffnungsgottesdienst wurden Spenden gesammelt. Am Abend standen Verena Wilkesmann (Leitung) und Jakob Weiß (Kunstpädagoge) für Fragen zur Verfügung und berichteten unter anderem über die hohe Nachfrage nach kreativen Angeboten für Geflüchtete.

Kooperation Lenbachhaus und Kammerspiele
2024 startete eine Kooperation mit dem Lenbachhaus und den Münchner Kammerspielen. Unter dem Motto „What is the city now?“ erforschte eine Gruppe Jugendlicher die Stadt künstlerisch. Exkursionen führten ins Münchner Umland und die Innenstadt. Die Workshops fanden im Wechsel in der Refugio Kunstwerkstatt, im Lenbachhaus und in den Kammerspielen statt – ein intensiver Einblick in die Institutionen und eine Gelegenheit, Gleichgesinnte zu treffen.
In ganztägigen Workshops lernten die Teilnehmenden Sound, Film, Ton, Fotografie und Schauspiel kennen – begleitet von Fachleuten aus diesen Bereichen. Die Ergebnisse wurden zum Abschluss auf dem Platz vor dem Lenbachhaus präsentiert – in Form einer Ausstellung, eines Films und Auftritten junger Künstler*innen mit Musik und Poesie.
Besuch im Prinzregententheater
Klassische Musik wird nicht oft zusammen mit Kindern und Jugendlichen gedacht. Doch der Besuch eines klassischen Konzerts im Prinzregententheater einiger Kinder und Jugendlicher der Refugio Kunstwerkstatt überzeugt vom Gegenteil. Das speziell für Kinder konzipierte Konzert präsentiert komplexe Werke auf zugängliche und verständliche Weise und macht so die Schönheit und Bedeutung klassischer Musik greifbar. Das Konzert findet einmal im Jahr statt und hat sich zu einer der beliebtesten Veranstaltungen entwickelt. Solche Veranstaltungen schaffen auch eine solide Basis für die zukünftige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und tragen dazu bei, ihren musikalischen Horizont zu erweitern.
Auftritt im Stadion der Träume
Unsere Musikgruppen sind offen für alle Kinder und Jugendlichen mit Fluchterfahrung – unabhängig von Genre oder Vorerfahrung. In unserem Studio wird gemeinsam geschrieben, gesungen, gespielt und produziert. Die Vielfalt an Ideen ist groß – und genau das macht unsere Arbeit besonders.
Fünf Tage die Woche sind junge Musikbegeisterte bei uns willkommen. Aus den mitgebrachten Melodien entstehen eigene Songs. Ob Rap, Pop, Rock oder Poetry – stilistisch gibt es keine Grenzen. Diese Vielfalt spiegelt das lebendige Miteinander in der Refugio Kunstwerkstatt wider.
Ein besonderer Moment war der Auftritt im „Stadion der Träume“ vor dem Kulturzentrum Fat Cat. Für viele war es der erste Bühnenauftritt – Mikro in der Hand, Licht im Gesicht, Applaus im Ohr. Es wurde gerappt, gesungen und getanzt. Die Bühne wurde zu einem Ort des Ausdrucks und der Anerkennung. Der Mut, eigene Songs öffentlich zu zeigen, stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten – ein Gefühl, das lange nachwirkt.

Unser Stand am Haidhauser Weihnachtsmarkt
Ein schöner gemeinsamer Jahresabschluss war unser Stand auf dem Haidhauser Weihnachtsmarkt. Aus allen Gruppen der Kunstwerkstatt kamen Beiträge, die unseren Stand bereicherten. Die bunte Auswahl an Kunstwerken wurde gegen Spenden abgegeben. Nebenbei gab es viele Gespräche über unsere Arbeit – in stimmungsvoller Atmosphäre.
Am Ende konnten wir 1.500 Euro Spenden sammeln. Diese Aktion war nicht nur öffentlichkeitswirksam, sondern auch gruppenübergreifend verbindend. Gerne möchten wir auch 2025 wieder teilnehmen und so Gemeinschaft und Sichtbarkeit fördern.
