„Zu helfen, macht mich glücklich!“

Interview mit Natalia Yegorova

Natalia Yegorova war mit Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kyiv, verheiratet und lebt mit den gemeinsamen Kindern in Deutschland. Im Interview erzählt sie uns, wie sie selbst trotz der Sorgen um die Menschen in der Ukraine positiv bleibt.

Natalia, du warst im Sommer zu Besuch bei uns in München in der Refugio Kunstwerkstatt und es hat uns allen so viel Spaß gemacht, die Kinder waren ganz angesteckt von deiner guten Laune und deinem Tatendrang. Wie machst du das, trotz der furchtbaren Situation in der Ukraine, so positiv zu bleiben?

Das liegt in meiner Natur, ich glaube immer an das Gute und dass alles irgendwann wieder gut sein wird. Das gibt mir die Kraft, positiv zu bleiben. Natürlich bin ich manchmal auch traurig, dann erlaube ich mir aber auch die Emotionen und schaue trotzdem positiv nach vorne. Mir gibt es auch Kraft, wenn ich anderen Menschen helfen kann. Wenn ich sehe, dass die Menschen bei euch in der Refugio Kunstwerkstatt für zwei, drei Stunden ihre schrecklichen Erlebnisse vergessen können und sie spüren, dass jemand für sie da ist, dann gibt mir das auch Kraft. Auch die Kinder und ihre Mütter können bei euch Kraft schöpfen, weil sie kreativ sein können und positive Emotionen erleben. Ich suche mir immer so einen Ausgleich und versuche etwas Positives zu machen, das kann bei mir auch die Natur sein oder ich höre gute Musik und singen hilft mir auch immer.

Wie viele unserer Klient*innen aus der Ukraine hast auch Du Familie in der Ukraine und machst dir sicher auch Sorgen um sie, was kannst du den Menschen aus der Ukraine raten, wie sie sich gegenseitig stärken können?

Mich hat es schon auch Kraft gekostet meine Familie positiv „nach oben zu ziehen“. Man darf nicht in negativen Gedanken stecken bleiben und wenn man spürt, das schaffe ich nicht allein, dann muss man unter Menschen gehen und darüber reden, dann darf man auch mal Emotionen zeigen. Ich bin mir sicher, es gibt immer Menschen, die dann helfen und zuhören.

Es ist auch wichtig, dass die Menschen etwas zu tun haben, dass sie eine Beschäftigung haben und sich im Alltag einbringen können – das sehe ich auch an meiner Familie, die hier bei mir ist, die wollen sich nützlich machen. Auch kleine Tätigkeiten geben Kraft, meine Schwester ist richtig aufgeblüht, als sie einen Minijob bekommen hat. Der Austausch mit anderen in der gleichen Situation gibt auch Kraft, das gemeinsame Deutsch lernen und der Zusammenhalt untereinander hilft, wieder eine Zukunft zu sehen.

© Paul Schirnhofer für TRIBUTE TO BAMBI Stiftung
© Paul Schirnhofer für TRIBUTE TO BAMBI Stiftung
Natalia hat in der Refugio Kunstwerkstatt einen fröhlichen und inspirierenden Nachmittag mit ukrainischen Kindern verbracht.

 

 

Was macht dir Hoffnung für die Zukunft?

Ich habe die Hoffnung, dass dieser schreckliche Krieg in der Ukraine bald vorbei ist und eine Lösung gefunden wird. Ich bin keine Politikerin, aber ich hoffe, dass eine politische Lösung gefunden wird. Und ich hoffe, dass die Menschen weiterhin spenden und helfen. Denn auch wenn der Krieg irgendwann vorbei ist, wird die Ukraine noch viel Unterstützung brauchen, weil das Land total zerstört sein wird. Nur wenn alle zusammenhalten, kann es wieder aufgebaut werden. Jede Spende zählt, auch kleine Beträge helfen. Und jede noch so vermeintlich kleine Unterstützung hilft. Es muss auch nicht immer Geld sein, ich spende meine Zeit, meine Liebe und meine Energie. Wenn ich zum Beispiel euch und den Eltern und Kindern in der Refugio Kunstwerkstatt damit helfen kann, macht mich das glücklich.

Vielen Dank liebe Natalia für deine Unterstützung und deine Zeit!

            

Dank vieler, vieler Einzelspenden und der Unterstützung von Stiftungen wie der TRIBUTE TO BAMBI Stiftung, Paul Nikolai Ehlers Stiftung, Münchner Wiesn-Stiftung, Kinder- und Jugendstiftung der Stadtsparkasse München, LEGO, Aktion Deutschland hilft und der Stadt München konnten wir sehr schnell zusätzliche Gruppen für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine anbieten und in den Notunterkünften Kindern mit kunstpädagogischer Betreuung helfen. Auch die Eltern konnten durch die Angebote für ein paar Stunden Ruhe und Erholung finden.