„Ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker“

Jahresbericht 2022
Stiftung ChancenReich Refugio München

Patrick Ayad ist seit letztem Jahr ehrenamtlicher Vorstand unserer Stiftung ChancenReich Refugio München. Im Gespräch erzählt er, warum er sich für eine gerechte Gesellschaft engagiert und was Refugio München für ihn so besonders macht.

Du bist beruflich in einem anderen Bereich tätig, was machst du?

Ich bin Anwalt beziehungsweise Berater in einer großen, global tätigen Sozietät und beschäftige mich unter anderem mit der Zukunft der Mobilität. Ich bezeichne mich lieber als Berater, weil ich mich nicht als klassischen Anwalt sehe und in der Regel nicht vor Gericht auftrete. Mich reizen besonders die Vielfalt und Internationalität meines Berufs. Und ich denke ich bin ein „Gerechtigkeitsfanatiker“, wie mein Vater. Mein Vater kam als Student aus Ägypten nach Deutschland. Er konnte kein Deutsch und hatte kein Geld. Und er musste sich in einer für ihn fremden Kultur durchsetzen. Dies war nicht immer konfliktfrei. Daher hat mein Vater oft rechtliche Hilfe in Anspruch genommen. Die Idee, Konflikte möglichst einvernehmlich und jedenfalls friedlich zu lösen, hat mich fasziniert und geprägt. Gegebenenfalls benötigt man dazu auch rechtlichen Beistand, aber vorzugsweise keine Gerichte.

Wie hast du Refugio München kennengelernt?

Durch meine ehemalige persönliche Assistentin, die sich vor ein paar Jahren leider in den so genannten Ruhestand verabschiedet hat: Waltraud Volger. „Ruhestand“ passt gar nicht bei ihr. Sie ist aktiver denn je zuvor. Sie engagiert sich enorm bei Refugio München, ist dort Vorständin im Förderverein Refugio München und blüht in dieser Rolle richtig auf. Ich hatte sie zu einem Dinner eingeladen, nachdem sie bei uns ausgeschieden ist. Wir unterhielten uns über soziales Engagement und dass ich da gerne auch was machen würde. Sie erzählte mir dann davon, dass die Stiftung einen Vorstand suchen würde.

Warum ist dir die Arbeit von Refugio München wichtig?

Ich will die Situation meines Vaters, als er damals von Ägypten nach Deutschland kam, nicht mit den dramatischen und tragischen Schicksalen vergleichen, die Geflüchtete erleiden. Und doch geht es im Kern auch darum, dass diese Schutzsuchenden sich in einer für sie fremden Kultur durchsetzen müssen. Wie mein Vater damals. Allein dies ist ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag. Ich halte ihn sogar für friedensstiftend auf unserer Welt, da ich davon überzeugt bin, dass Diversität und Inklusion Konflikte und Kriege verhindern können. Bei Geflüchteten kommt hinzu, dass sie auch mit schwerwiegenden traumatischen Erlebnissen zu kämpfen haben. Und genau da setzt die Arbeit von Refugio München an. Das ist nicht wichtig, das ist enorm wichtig.

Wie kannst du als ehrenamtlicher Vorstand unserer Stiftung unterstützen?

In erster Linie geht es um die typischen Aufgaben eines Vorstands, die auch im Rahmen einer Stiftung erledigt werden müssen. Dazu gehört auch eine rechtliche Beratung, die ich organisieren und steuern kann. Wir bearbeiten in unserer Kanzlei auch Pro-Bono-Mandate für Refugio München. Ich freue mich sehr, dass unsere Mitarbeitenden sich für die Arbeit begeistern. Ihnen gilt mein großer Dank, dass sie mich bei meiner Tätigkeit so toll unterstützen. Ich kann auch mein wirtschaftliches Verständnis beitragen, vielleicht auch in etwas größeren Dimensionen zu denken. Und ich versuche derzeit, auch mein sonstiges Netzwerk anzuzapfen.

Gibt es etwas, das du durch dein Engagement bei Refugio München gelernt hast?

Noch mehr Bescheidenheit und sich auch über die kleinen Dinge und Gaben freuen. Ich bin ein großer Freund von „Understatement“. Und das fasziniert mich auch bei anderen Leuten. Bei Refugio München hat mich besonders beeindruckt, wie bescheiden die Verantwortlichen an die Themen rangehen. Fast schon schüchtern, jedenfalls sehr dankbar. Es ist und bleibt für alle Beteiligten etwas Besonderes, eine größere Spende anzunehmen. Dies bedingt auch einen sehr verantwortungsvollen Umgang mit den Spenden. Den Verantwortlichen ist ein bedachter und ehrlicher Umgang mit den Spenden viel wichtiger als das Streben nach Größe und Wachstum. Natürlich will man möglichst vielen Geflüchteten helfen, aber nur mit Augenmaß und Qualität.

Annette Hartmann
Annette Hartmann
Anni Kammerlander
Anni Kammerlander
Dr. Patrick Ayad
Dr. Patrick Ayad

Sie wollen die Stiftung ChancenReich Refugio München unterstützen?
Annette Hartmann freut sich auf Sie:
089 982957 21 oder Annette.hartmann@refugio-muenchen.de