„Baraye Azadi“

Wie können wir Menschen aus dem Iran unterstützen?

Die Proteste und die brutale Gewalt des iranischen Regimes beschäftigen viele unserer Klient*innen im Behandlungszentrum und Teilnehmer*innen der Refugio Kunstgruppen. Die Eltern unserer Mitarbeiterin der Refugio Kunstwerkstatt Shaya Navid sind selbst vor vielen Jahren aus dem Iran geflohen. In ihrem Beitrag beschreibt Shaya, wie solidarische Unterstützung Menschen im Iran und aus dem Iran helfen kann.    

 

„Say her name – Mahsa Amini“. Ein Name wie ein Funke, der das Feuer der Proteste im Iran entfachte. Eine Massenbewegung von Frauen und Männern für Frauenrechte, Menschenrechte und Demokratie, die auch uns bei Refugio München bewegt und begleitet.

Seit der Ermordung der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei Ende September 2022 hat sich das Leben vieler Iraner*innen im Iran und in der weltweiten Diaspora verändert. Über Nacht wurden viele zu Aktivist*innen. Amini wurde aufgrund eines „falsch“ sitzenden Hijabs von der Sittenpolizei verhaftet und so stark verprügelt, dass sie kurz darauf im Krankenhaus an ihren Verletzungen starb. Sie war nicht das erste Opfer des Terror-Regimes, aber nach 44 Jahren des Mordens, Folterns und Vergewaltigens, insbesondere von Frauen und Minderheiten, haben die Menschen im Iran genug und zum ersten Mal die große Hoffnung und Chance auf ein freies, demokratisches Iran.

Ihren Ursprung nahmen die Proteste in den kurdischen Gebieten Irans, wie der Hauptslogan „Jin Jiyan Azadi“ (Frauen, Leben, Freiheit) und die solidarische Geste des Haare-Abschneidens zeigt. Seither protestieren Iraner*innen unterschiedlichster Herkunft und Volksgruppen täglich unter Lebensgefahr Seite an Seite. Über 500 Frauen, Männer und Minderjährige wurden im Lauf der Proteste bereits vom Regime getötet und um die 20.000 Menschen inhaftiert. Sie werden gefoltert, wie viele andere tausend Menschenrechtsaktivist*innen, Umweltaktivist*innen, Journalist*innen und Oppositionelle des Landes, die schon seit Jahren und Jahrzehnten in den Gefängnissen festgehalten werden.

Doch auch die iranische Diaspora leidet massiv unter der schlimmen Lage im Iran, wie wir in unserer täglichen Arbeit bei Refugio München erleben. Viele Menschen haben Familie oder Freund*innen, die von der Gewalt im Iran betroffen sind, auch viele unserer afghanischen Klient*innen haben Angehörige, die im Iran leben. Die täglichen Schreckensmeldungen von den Verbrechen der iranischen Regierung gegen das eigene Volk sind eine enorme psychische Belastung für die Angehörigen in der Diaspora. Ohne ihre unermüdliche Aufklärungsarbeit würde nur wenig nach außen und in die Medien gelangen.
Ein weiteres Problem, mit dem sich die iranische Diaspora konfrontiert sieht, ist der lange Arm des Regimes. Auch im Ausland ist man nicht sicher vor der iranischen Regierung. Auf Demos werden Demonstrant*innen regelmäßig von Regierungsmitarbeiter*innen fotografiert und identifiziert oder auf Social Media bedroht. Es gab sogar bereits tätliche Angriffe von Regierungsanhängern auf Demonstrant*innen in Deutschland – wie uns Teilnehmer*innen der Refugio Kunstwerkstatt berichten.

Umso wichtiger ist es, dass wir den betroffenen Menschen zuhören, uns solidarisieren, ihre Stimmen verstärken und ihnen sichere Räume geben. Genau das bieten wir in der Refugio Kunstwerkstatt. Denn Kunst hilft bei der Verarbeitung und Bewältigung schlimmer Ereignisse, gibt Kraft und schafft neue Gemeinschaft. Gemeinsame solidarische Aktionen wie der Song „Baraye“ des im Iran lebenden Sängers Shervin Hajipour zeigen die große Wirksamkeit von Kunst und Musik.

Die Refugio Kunstwerkstatt singt Baraye von Shervin Hajipour für all die mutigen Menschen, die im Iran gegen das brutale Regime protestieren.

 

     

Hajipour schrieb diesen mutigen Song aus Twitternachrichten von Iraner*innen, in denen sie ihre verschiedenen Beweggründe für die Revolution schilderten. Von der Regierung wurde er dafür kurze Zeit ins Gefängnis gesperrt und dann zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen. Dennoch wurde der Song zur Hymne der Proteste und hat seitdem nichts an seiner Strahlkraft verloren. In den USA hat er vor Kurzem einen Grammy gewonnen.

Als Zeichen der Solidarität mit den mutigen Menschen im Iran haben wir den Song deshalb als Chor zusammen mit Teilnehmer*innen und Unterstützer*innen der Kunstwerkstatt aufgenommen und als Video über unsere SocialMedia Kanäle geteilt.  

Solche Projekte sind nur eine Möglichkeit von vielen, Solidarität zu zeigen und mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen. Darüber hinaus ist es wichtig sich zu informieren, Demos zu besuchen, Beiträge auf Social Media zu teilen, Petitionen zu unterstützen und Politiker*innen anzuschreiben. Das und die große Unterstützung vieler Nicht-Iraner*innen macht uns große Hoffnung auf eine freie Zukunft im Iran.

Baraye Azadi
Von Shaya Navid

„Baraye“ – gesungen von Mitarbeiter*innen, Teilnehmer*innen und Unterstützer*innen der Refugio Kunstwerkstatt
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