Zeki aus Syrien

Zekis Geschichte:

Anfang 2019 wurde der 9-jährige Zeki (seinen Namen haben wir geändert) bei Refugio München angemeldet. Seine Mutter erzählte uns, dass er jede Nacht schreit, Alpträume und massive Ängste hat. Er kann nur bei seiner Mutter im Bett schlafen, aber auch dort schläft er schwer ein und nie durch. Er traut sich ohne die Mutter nicht aus dem Haus und kann nicht allein zur Schule gehen.

In der Therapie hat Zeki uns seine Geschichte erzählt und wir haben sie für ihn aufgeschrieben:

Ich heiße Zeki und bin in Syrien geboren – das ist meine Geschichte:

Mein Vater ist von Beruf Bäcker, er hat ein eigenes Geschäft gehabt und meine Mutter ist von Beruf Schneiderin und auch sie hat ein eigenes Geschäft gehabt. Ich habe eine ältere Schwester und wir hatten ein großes Haus.

Ich habe eine schöne Kindheit gehabt, bis der Krieg nach Syrien kam.

Es war in der Früh, ich habe mich auf den Weg zur Schule gemacht. Als ich in der Schule angekommen bin, war alles normal. Die anderen Schüler haben miteinander und durcheinander geredet. Die Lehrerin fragt, ob wir die Hausaufgaben übers Wochenende gemacht haben. Ich war mit den Gedanken bei den Hausaufgaben.
Es war ein Sonntag, als es passierte – Sonntag ist bei uns der erste Wochentag. Plötzlich war da ein Geräusch, wie ein Motorrad, die Wände der Klasse zitterten und plötzlich war alles im Klassenzimmer verwüstet.

Ich dachte ich bin in einem Film, das kann nicht echt sein. Ich sah nur Blut, die Klassenkameraden waren am Boden, viele schwer verletzt oder tot. Mir war schwindelig, ich wusste nicht, dass ich auch verletzt war. Meine Verletzungen habe ich nicht gespürt.

Als ich im Krankenhaus aufgewacht bin, war mein Bauch verbunden, ich wusste, es ist was Schlimmes passiert. Von 43 Kindern haben nur fünf überlebt.
Und alle meine Freunde waren tot. Wieso sind alle tot, warum habe ich überlebt?

Die anderen Kinder, die überlebt haben, sind für immer körperlich behindert.
Ich habe gedacht, Gott nimmt die eine Seele und die andere Seele nicht. Warum, wieso?

Eine Woche später sind wir nach Deutschland geflohen. Zuerst hatte ich drei, vier Monate keine Schule, dann bin ich wieder mit meiner Mutter zur Schule gegangen. Ich bin nur mit meiner Mutter in die Schule gegangen. Meine Mutter musste immer dabei sein. Aber sicher habe ich mich nicht gefühlt.

Jetzt hier während der Therapiesitzung, hier fühle ich mich sicher.

Zeki erzählt nach ein paar Wochen Therapie bei Refugio München seine Geschichte weiter:

Jetzt besuche ich eine Schule, ich möchte ein Geschäftsmann werden. Ich möchte ein Auto selbst entwickeln und mit meiner eigenen Firma ein Auto bauen. Ein neues Automodell. Ich werde viele Filialen in verschiedenen Ländern gründen. Ich werde in einem Haus mit meinen Eltern glücklich und zufrieden wohnen.
Meine Schwester wird ihre eigene Firma gründen, sie interessiert sich nämlich für Mode und Kleidung.

10 Monate nach der Anmeldung konnte Zeki seine Therapie beenden, er geht jetzt wieder gerne zur Schule, er lernt fleißig und er hat große Ziele.

Durch die Therapie hat Zeki seine Träume und Ziele wieder gefunden und aus eigener Kraft wird er sie verwirklichen können.

Das ist möglich dank vieler Spenderinnen und Spender, die helfen, dass traumatisierte Kinder einen sicheren Raum bei Refugio München bekommen, um sich von da aus wieder in die Welt zu wagen.