Eine gelungene Kooperation

Jahresbericht 2021
Außenstelle Augsburg

Katrin Riedel ist Psychotherapeutin in der Außenstelle von Refugio München in Augsburg. Im HIFF Projekt führt sie – in enger Kooperation mit der Caritas – Therapien mit besonders schutzbedürftigen Geflüchteten durch. Im Interview erzählt sie, welche Besonderheiten eine kleine Außenstelle wie Augsburg hat.

Was ist der Fokus der Arbeit in Augsburg?

Augsburg ist der dritte Standort von Refugio München und gleichzeitig der Kleinste. Wir sind hier seit 2012 aktiv und haben in enger Kooperation mit der Caritas vor Ort das Projekt HIFF aufgebaut – ein Hilfsnetzwerk für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge. Das HIFF Projekt hat sich unmittelbar aus den Bedürfnissen unserer Klient*innen entwickelt. Als immer wieder deutlich wurde, dass es den Geflüchteten psychisch sehr schlecht ging und sie neben der Sozialberatung auch therapeutische Hilfe benötigten, kam durch die Initiative des jetzigen Projektleiters eine Kooperation mit Refugio München unter dem Dach der Caritas zustande. Anfangs kamen die Psychotherapeut*innen aus München den Klient*innen und Asylberater*innen in Augsburg ergänzend zu Hilfe.

Was sind Unterschiede zur Arbeit von Refugio in München?

Unser Angebot hier in Augsburg ist noch nicht so umfassend. Anders als in München und auch in Landshut haben wir keine Angebote für Kinder und Jugendliche, obwohl der Bedarf groß ist. Auch ein Elterntraining können wir noch nicht anbieten. Wir haben auch keinen Arzt im Team, aber wir arbeiten sehr gut mit einem Psychiater und einer Psychiaterin vor Ort zusammen. Aktuell besteht unser Team aus zwei Psychotherapeutinnen und drei Mitarbeitenden in der Asylsozialberatung, alle in Teilzeit. Der wohl größte Unterschied unserer Arbeit ist, dass wir den Augsburger Standort in Kooperation mit der Caritas Augsburg führen.

Katrin Riedel, Psychotherapeutin in der Refugio München Außentstelle in Augsburg
Katrin Riedel, Psychotherapeutin in der Refugio München Außentstelle in Augsburg

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Caritas?

Die Caritas stellt uns neben der Asylsozialberatung die Infrastruktur wie Räumlichkeiten oder EDV und Telefon für unsere Arbeit. Refugio München bringt die psychotherapeutische Expertise in das Projekt. Wir können für unsere Klient*innen unkompliziert Spendengelder über die Caritas erhalten, z.B. für die Finanzierung von Fahrtkosten oder Dolmetscherkosten, neben den Spendengeldern von Refugio München. Die Zusammenarbeit mit der Caritas funktioniert sehr gut. Es ist möglich, Bestehendes zu verändern und zu verbessern, wenn es sich als nachteilig erweist und es ist möglich, neue Projekte zu planen und zu realisieren.

Wie erleichtert die Kooperation die konkrete Arbeit mit den Klient*innen?

Im letzten Jahr hatte ich z.B. eine afrikanische Klientin, die über Italien zu uns kam. Sie hat ein Kind, das hier zur Welt gekommen ist. Wenn sie zu mir kommt, dann ist von meiner Kollegin der Caritas jemand organisiert, der das Kind während der Therapie betreut. Die Kollegin hat auch eine Ehrenamtliche gefunden, die die Klientin in das Leben in Deutschland einführt. Zudem hat meine Kollegin den Kontakt zum Rechtsanwalt hergestellt und darüber hinaus dafür gesorgt, dass eine gynäkologische Begutachtung stattfand und Narben dokumentiert wurden. Meine Klientin kann jederzeit unsere soziale und asylrechtliche Beratung in Anspruch nehmen. Die Kolleg*innen organisieren bei Bedarf auch Dolmetscher*innen und Begleitpersonen für Besuche bei einem Psychiater oder einer Psychiaterin. Das alles hilft mir sehr in meiner Arbeit.

Was sind Ihre Wünsche, um den Klient*innen in Augsburg noch besser helfen zu können?

Wir haben viele Ideen für unsere Arbeit in Augsburg! Ein Wunsch sind weitere Kooperationen mit Augsburger Einrichtungen wie dem Verein Tür an Tür oder dem Grandhotel, um niederschwellige Angebote zu implementieren, die nicht therapeutisch sind, aber den Therapieerfolg unserer Klient*innen verbessern. Außerdem ist eine Idee, stärker so genannte Peers einzubinden. Das sind ehemalige Klient*innen, die sich mittlerweile gut hier zurechtfinden und neue Klient*innen unterstützen, z.B. bei Behördenangelegenheiten, Arztbesuchen oder einfach durch regelmäßige Treffen. Soziale Unterstützung ist wichtig für Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung, denn zu der Symptomatik gehört oft, sich zu isolieren oder sich isoliert zu fühlen. Solche zusätzlichen Unterstützungsangebote würden den Erfolg einer Traumatherapie vervielfachen.