STARK-Studie

Zusammenfassung zur STARK-Studie

Das Gruppenkonzept STARK stellt ein strukturiertes Training von Emotionsregulationsfähigkeiten dar, das auf bestehenden Manualen (z.B. DBT, STAIR) aufbaut und in enger Zusammenarbeit zwischen Praktiker*innen und Forscher*innen von Refugio München speziell für traumatisierte Geflüchtete entwickelt wurde. Zentrales Element und Alleinstellungsmerkmal von STARK ist dessen hohe Kultursensibilität. Dank seines transdiagnostischen Ansatzes besteht ein breiter Anwendungs- und Indikationsbereich bei Traumatisierten mit Schwierigkeiten in der Emotionsregulation.

In einer international publizierten Studie mit 44 afghanischen jungen Männern haben wir festgestellt, dass die therapeutische Arbeit mit dem STARK-Programm zu einer breiten Reduktion der Symptome führte. Für diese Studie wurden die Teilnehmer entweder einer STARK-Gruppe oder Wartelistenkontrollgruppe randomisiert zugewiesen.

Die hohe Therapiezufriedenheit spricht für eine gute Akzeptanz und Durchführbarkeit der Intervention im klinischen Routinesetting. Die Teilnehmer der STARK-Gruppe verbesserten nicht nur signifikant ihre Fähigkeiten zur Emotionsregulation, sondern berichteten auch von einer Verbesserung ihrer posttraumatischen Belastungsstörung, sowie Depressions- und Angstsymptomen, im Vergleich zu der Wartelistenkontrollgruppe.  Die positiven Ergebnisse in der Selbstauskunft unterstützend, zeigte sich auch eine signifikante Verbesserung der emotionalen Kompetenz der Teilnehmer, was auch enge Bezugspersonen berichteten. All diese positiven Veränderungen blieben über 3 Monate stabil. Entgegen unserer Hypothesen konnten keine Veränderungen der Ärgerreaktionen bei den Teilnehmern der STARK-Bedingung nachgewiesen werden.

STARK stellt damit eine vielversprechende, transdiagnostische Intervention für Geflüchtete dar. Falls sich die Ergebnisse in groß angelegten Studien mit aktiver Kontrollgruppe replizieren lassen, könnte es ferner aussichtsreich sein, STARK als eine niedrigschwellige erste Behandlungsoption in einem phasenbasierten oder gestuften Behandlungsmodell (Stepped Care) zu untersuchen und umzusetzen.

Das STARK-Programm wurde 2018 als therapeutisches Manual im Schattauer Verlag veröffentlicht (Koch & Liedl, 2019) und seitdem in zahlreichen Workshops im deutschsprachigen Raum an Fachkräfte disseminiert. Aktuell wird das STARK-Programm an verschiedene Settings wie z.B. Jugendhilfeeinrichtungen, Schulen sowie an die besonderen Bedürfnisse von spezifischen Zielgruppen wie belastete Eltern und Geflüchtete mit Suchterkrankungen angepasst. So soll es weiter einem breiten Fachpublikum zur Verfügung gestellt werden, sodass mehr betroffene Geflüchtete damit erreicht werden, insbesondere diejenigen, die einen erschwerten Zugang zum deutschen Gesundheitssystem haben.

Das Forschungsprojekt zu STARK wurde im Rahmen einer Dissertation durchgeführt  und Theresa Koch dafür mit dem Förderpreis der DGVT (Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie) ausgezeichnet. Weil sie „die Übertragung ihres Wissens in die Behandlungswirklichkeit in Deutschland voranbringt. Sie hat ihren Therapieansatz bereits bei vielen Kongressen und Fortbildungen präsentiert und so bereits einen ungewöhnlich hohen Verbreitungsgrad erreicht.“ sagt das Preiskuratorium!

Literatur:

Koch, T., Liedl, A., Takano, K., & Ehring, T. (2020):
Daily worry in trauma-exposed Afghan refugees: Relationship with affect and sleep in a study using ecological momentary assessment. Cognitive Therapy and Research, 44, 645-658.
https://doi.org/10.1007/s10608-020-10091-7

Koch, T., Liedl, A., & Ehring, T. (2020):
Emotion regulation as a transdiagnostic factor in Afghan refugees. Psychological Trauma: Theory, Research, and Policy, 12, 235-243.
https://doi.org/10.1037/tra0000489

Theresa Koch, Thomas Ehring, Alexandra Liedl (2020): Effectiveness of a transdiagnostic group intervention to enhance emotion regulation in young afghan refugees: A pilot randomized controlled study, Behaviour Research and Therapy, 103689,
https://doi.org/10.1016/j.brat.2020.103689 .

Koch, T., & Liedl, A. (2019):
STARK: Skills-Training zur Affektregulation – Ein kultursensibler Ansatz.
Stuttgart: Schattauer.

Koch, T., Ehring, T., & Liedl, A. (2017):
Skills-Training der Affektregulation: Ein kultursensibler Ansatz: STARK. Entwicklung und erste Erfahrung mit afghanischen Geflüchteten. Psychotherapeutenjournal, 4, 316-323.