Warum wir Spenden brauchen

 

Wird Psychotherapie für traumatisierte und psychisch erkrankte Geflüchtete nicht vom Staat oder der Krankenkasse bezahlt? Warum müssen psychosoziale Zentren wie Refugio München mit Spenden unterstützt werden?

 

Eine medizinische Behandlung von Asylsuchenden muss in den ersten 18 Monaten ihres Aufenthalts in Deutschland von den jeweiligen Sozialämtern im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes genehmigt werden. Wenn es dabei um Psychotherapie geht, braucht es umfangreiche Antragspapiere, die nicht leicht zu erstellen sind, und die Bearbeitung dauert dann meist Monate. Wird die Behandlung genehmigt, erfolgt die Übernahme der Kosten erst ab dem Zeitpunkt der Genehmigung. Dasselbe gilt für Dolmetschende, deren Finanzierung ebenso aufwendig wie langwierig beantragt werden muss.

Für komplex traumatisierte Menschen, wie wir sie bei Refugio München behandeln, wären diese zusätzlichen Wartezeiten fatal. Die Menschen sind oft schon sehr lange krank, bis ihr Leiden erkannt wird. Dann noch einmal Monate verstreichen zu lassen, ist nicht vertretbar. Um eine Chronifizierung zu verhindern, um den Menschen Integration und einen stabilen Alltag zu ermöglichen, müssen und wollen wir sofort helfen.

Und deshalb müssen wir diese Lücke mit Spenden füllen.

Die jetzt 16jährige Khalida aus Afghanistan ist ein gutes Beispiel: Sie kam mit ihrer Familie im Dezember 2019 nach München. Von den furchtbaren Erlebnissen in Afghanistan, aber auch auf der Flucht und dem Aufenthalt in Griechenland traumatisiert, hat sie sich Anfang 2020 bei Refugio München angemeldet. Wir haben sie sofort in Therapie aufgenommen und die Familie mit Beratung unterstützt. Bei Kindern und Jugendlichen ist die schnelle Hilfe besonders wichtig, deshalb bemühen wir uns hier, Wartezeiten zu vermeiden. Khalida hatte dann ca. 6 Monate Therapie, die ihr so entscheidend geholfen hat, dass sie jetzt eine exzellente Schülerin mit viel Hoffnung auf eine gute Zukunft ist. Hätte sie noch ein Jahr auf Hilfe warten müssen, sie hätte in dieser Zeit die Schule kaum besuchen können, sie hätte wohl nicht so schnell deutsch gelernt, sie hätte keine Freundschaften geschlossen – ihre Zukunft wäre ungewiss.

Darüber hinaus bietet uns jede Spende die Chance, öffentliche Gelder zu beantragen. Denn so gut wie alle öffentlichen Zuschüsse decken die Projektkosten nicht zu 100 Prozent ab, sondern benötigen einen bestimmten Prozentsatz von sogenannten Eigenmitteln, die müssen wir über Spenden aufbringen. Bei vielen neuen und innovativen Projekten müssen wir auch in Vorleistung gehen, erst wenn wir Regierung und Behörden nachweislich davon überzeugt haben, dass eine Maßnahme oder ein Projekt sinnvoll und für die Gesellschaft gewinnbringend sind, werden dafür öffentliche Gelder zur Verfügung gestellt. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Konzept zur Früherkennung besonders schutzbedürftiger Asylsuchender in der Erstaufnahme SoulCaRe. Auch das Elterntraining war einmal so ein zunächst selbst finanziertes Projekt.

Deshalb sind wir Ihnen so dankbar für Ihre Spenden, nur mit dieser finanziellen Unterstützung können wir Therapie, Beratung und pädagogische Angebote aufrechterhalten und unsere Hilfe mit neuen Projekten ausbauen.