30 Jahre Refugio München – dem Menschenrecht verpflichtet!

 

 

Einen persönlichen Blick auf drei Jahrzehnte professionelle, engagierte Hilfe für Geflüchtete in München geben Ihnen Annette Hartmann und Jürgen Soyer, Geschäftsführung von Refugio München.

„Dem Menschenrecht verpflichtet!“ Wie schnell ist es dahingesagt. Und wie schnell hören wir dann auch wieder weg, weil die Worte so groß sind.

30 Jahre Refugio München bedeuten, dass wir viele Menschen kennengelernt haben, deren Menschenrechte durch Verfolgung, Folter und Kriege mit Füßen getreten wurden. Manchmal sind die Geschichten so grausam, dass wir sie anderen gar nicht erzählen können. Es ist oft unbeschreiblich, was Menschen anderen zufügen.

Wir kämpfen auch für Menschen, die in Deutschland ihr Recht nicht erhalten. Weil sie nicht ausreichend von ihren traumatischen Erfahrungen berichten konnten. Weil ihnen nicht geglaubt wird. Oder weil manche gesetzliche Regelung die Abschreckung in den Vordergrund stellt und der einzelne Mensch dann darunter leidet.

In unserem Leitbild, das wir im Jahr 2021 mit allen Mitarbeiter*innen von Refugio München entwickelt haben, heißt es:

„Wir fühlen uns dem Schutz der Menschenrechte verpflichtet.“

Seit 30 Jahren arbeiten wir jeden Tag daran, dass geflüchtete Menschen seelische und psychische Gesundheit wiedererlangen und bewahren können. Das Recht auf Gesundheit ist eines der elementaren Menschenrechte, das die UN in verschiedenen Resolutionen festschreibt. Zur Gesundheit zählt auch die psychische Gesundheit. Mit all unseren Angeboten geben wir den Menschen einen Raum, um furchtbare Erfahrungen aufzuarbeiten. Dass sie im Hier und Jetzt wieder Kraft schöpfen können. Und dass sie eine gelungene Gesellschaft mitgestalten können.

Ein besonderes Augenmerk haben wir auf Kinder. Sie werden im Asylsystem selten mitgedacht. Bei allen Verschärfungen des Asylrechts oder der Lebensbedingungen für Geflüchtete werden vor allem auch Kinder getroffen. Wir unterstützen die jungen Menschen in ihrer gesunden seelischen Entwicklung. Wir geben ihnen Räume, wo sie nicht „Flüchtling“ sind, sondern Mensch. Und wir unterstützen sie in ihren Träumen, damit sie ihre Zukunft in die Hand nehmen können.

Von 2001 bis 2012 war Refugio München noch am Mariahilfplatz, dann wurde der Platzbedarf immer größer.
Von 2001 bis 2012 war Refugio München noch am Mariahilfplatz, dann wurde der Platzbedarf immer größer.
Protest gegen Abschiebungen nach Afghanistan im Jahr 2017 im aktuellen Gebäude in der Rosenheimer Straße.
Protest gegen Abschiebungen nach Afghanistan im Jahr 2017 im aktuellen Gebäude in der Rosenheimer Straße.

Was tun wir noch? Wir setzen uns bei den Menschen für ihr Grundrecht auf Asyl ein. Dieses Recht ist nicht nur im deutschen Grundgesetz verankert, sondern auch in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1949. Das mag an dieser Stelle nicht spektakulär klingen. Ist es aber. Denn oft werden psychische Erkrankungen bei Geflüchteten ausschließlich als individuelle Erkrankung gesehen und „nur“ psychotherapeutisch oder medikamentös behandelt. Aber die Erkrankung ist auch die Reaktion auf eine Menschenrechtsverletzung. Wir sagen dann oft, die Person ist nicht krank, sondern reagiert normal mit einer psychischen Symptomatik auf eine massive Gewalterfahrung. Diese Gewalterfahrung muss dokumentiert und im Aufenthaltsverfahren geltend gemacht werden. Die psychische Krankheit hat also auch eine politische Dimension, die wir ans Tageslicht bringen. Und wir setzen uns für ihre Anerkennung ein!

Wir schreiben dann Berichte im Aufenthaltsverfahren und stärken die Menschen darin, dass sie ihre Anliegen vertreten und verbalisieren können. Wir tun dies mit fachlicher Sorgfalt und mit einem menschenrechtlichen Engagement. Ein fachliches Engagement, das uns auch in Gesprächen mit Politik und Verwaltung leitet, um die sozialen und rechtlichen Bedingungen für unsere Klientinnen und Klienten gut zu gestalten.

In unserem Leitbild haben wir auch eine Vision als Ziel unserer gemeinsamen Arbeit entwickelt:

„Wir träumen davon, dass unsere Arbeit über die Grenzen Münchens hinaus viele Menschen für die schwierige Lebenssituation von Menschen mit Fluchterfahrung sensibilisiert und wir uns gemeinsam für gleiche Rechte für alle einsetzen. Wir arbeiten daran, dass kein Unterschied mehr gemacht wird zwischen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung. Alle sollen dieselben gesellschaftlichen Angebote wahrnehmen können. Insbesondere soll der flächendeckende Zugang zur psychotherapeutischen Regelversorgung gewährleistet sein.
Unsere Vision ist eine Welt ohne Diskriminierung, so dass alle Menschen die gleichen Chancen, Rechte und Möglichkeiten haben.“

Wir sind stolz auf das, was viele Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche in 30 Jahren Refugio München geleistet und erreicht haben. Wir sehen es als Verpflichtung, uns stets für eine gerechtere und bessere Gesellschaft einzusetzen. Bitte engagieren Sie sich gemeinsam mit uns dafür!

Am 18. Juli 2024 feiern wir 30 Jahre Refugio München – weil unsere Hilfe Zukunft schafft!
Feiern Sie mit uns!
Mehr zur Jubiläumsfeier finden Sie hier.