Mutige Schritte

Die Außenstelle in Augsburg wird ausgebaut

 

Die psychosoziale Versorgung von Menschen, die aufgrund von Verfolgung und Krieg fliehen mussten, ist bei Weitem nicht ausreichend. Deshalb wollen wir unsere Außenstelle in Augsburg zu einem psychosozialen Zentrum ausbauen.

Der Mangel an Therapieplätzen ist groß. Und jetzt stehen bundesweit den psychosozialen Zentren für Geflüchtete auch noch bedrohliche finanzielle Kürzungen der öffentlichen Fördergelder bevor. Doch das hält uns nicht davon ab, unsere Angebote gegen den bedauerlichen Trend auszubauen – dank vieler Spenderinnen und Spender gehen wir diesen Weg schrittweise weiter. Nachdem wir 2021 das Team zur Früherkennung besonders schutzbedürftiger Asylsuchender in der Erstaufnahme aufgebaut haben und 2022 das Mental Health Center Ukraine, haben wir 2023 auch die Kapazitäten in der Refugio Kunstwerkstatt und im Therapie- und Beratungsbereich für sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene ausgebaut. Für das Jahr 2024 haben wir die nächste Erweiterung geplant: Wir wollen unsere Außenstelle in Augsburg als psychosoziales Zentrum aufbauen. Bisher waren wir dort mit zwei Therapeutinnen vertreten. Die soziale Beratung – die zwingend zu einem psychosozialen Zentrum für Geflüchtete gehört – wurde von der Caritas im HIFF (Hilfsnetzwerk für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge) Projekt übernommen.

Stand heute müssen wir auch in Augsburg viel zu viele Menschen, die eine große Not an Psychotherapie haben, ablehnen. Schwaben ist nach Oberbayern der Regierungsbezirk in Bayern mit der zweitgrößten Bevölkerungsanzahl, dementsprechend viele Menschen mit Fluchterfahrung werden auch dorthin verteilt. Im Raum Augsburg gibt es aber für Geflüchtete bislang nur die beiden Therapeutinnen von Refugio München, die in Teilzeit arbeiten, und ein paar engagierte niedergelassene Kolleg*innen. Doch auch die engagiertesten niedergelassenen Therapeut*innen können die essentielle soziale Beratung und die Sprachmittlung nicht leisten. Geflüchtete, zumal, wenn sie noch im Asylverfahren sind, leben in sehr prekären Lebensumständen: die Unterkünfte bieten keine Rückzugsmöglichkeiten, begünstigen Schlafstörungen und aufgrund der Enge und mangelnden Privatsphäre eine gereizte Stimmung – keine guten Bedingungen für Menschen mit Depressionen und/oder Traumafolgestörungen. Auch das Asylverfahren ist hoch komplex und mit vielen Ängsten und Unsicherheiten über die Zukunft verbunden. Daher brauchen traumatisierte Geflüchtete Unterstützung durch die soziale Beratung, damit sie sich, auch wenn gerade ein Schreiben einer Behörde kam, auf die Therapie konzentrieren können. Und auch Sprachmittlung ist wichtig für die Behandlung: Es ist ohnehin häufig erst nach intensivem Vertrauensaufbau für die Klient*innen möglich, über das zu sprechen, was sie Furchtbares erlebt haben. Dazu kommt, dass die Psychotherapie für Menschen im Asylverfahren nur selten und wenn dann nach einem langwierigem bürokratischem Aufwand bezahlt wird. Das alles können niedergelassene Therapeut*innen kaum leisten.

Mehr Therapieplätze für Geflüchtete in Augsburg: Dr. Guido Terlinden leitet der Ausbau der Außenstelle.
Mehr Therapieplätze für Geflüchtete in Augsburg: Dr. Guido Terlinden leitet der Ausbau der Außenstelle.

Die Folge mangelnder Therapieplätze ist auch in Augsburg eine zunehmende Not der Betroffenen sowie die Chronifizierung ihrer Erkrankung, die zum Beispiel bei einer akuten Suizidalität eine Einweisung in die Psychiatrie zur Folge hat. Aber auch Krankenhäuser können den Bedarf nicht decken und keine Psychotherapie anbieten, auch wenn sie diese als geboten sehen. Das heißt Patient*innen werden nach einer vorübergehenden Stabilisierung ohne weitere Behandlung entlassen, was dann häufig nach kurzer Zeit die nächste Einweisung bedeutet.

Deshalb wollen wir unsere Außenstelle in Augsburg ausbauen und das Konzept des Dreiklangs aus Psychotherapie, sozialer Beratung und Sprachmittlung in einem Team vereinen. Dabei ist uns vor allem auch der Fokus auf Kinder und Jugendliche wichtig: Gerade die jüngsten unter den Geflüchteten fallen oft durchs Raster, weil die Kinder niemand sieht und sie teils große Meister darin sind, ihre Nöte und Belastungen zu verbergen, damit sich die ebenfalls belasteten Eltern nicht zusätzlich sorgen müssen.

Den Anfang sind wir bereits gegangen: wir haben das Tandem der beiden Therapeutinnen ergänzt durch den Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Guido Terlinden, der aus Augsburg kommt und dadurch bestens vernetzt ist. Jetzt sind wir auf der Suche nach Räumlichkeiten, um das Team durch weitere Psychotherapeut*innen für Kinder und Jugendliche, sowie Erwachsene und die entsprechenden Sozialpädagog*innen zu ergänzen.

Kontakt:
Dr. med. Guido Terlinden
E-Mail: guido.terlinden@refugio-muenchen.de
Telefon: 0176-76968658